HandSchriftTIPPS – 1. Routinierte Handschriften und Schreibenlernen
Routinierte Handschriften ermöglichen Rückschlüsse auf das Schreibenlernen
An drei Beispielen soll gezeigt werden, wie sich aus ausgeschriebenen Handschriften Hinweise für eine individuelle Schrift im SchreibenLernen ableiten lassen.
Diese Handschrift aus einem Gästebuch ist charakteristisch für den Schreiber und hat sich im Laufe der Zeit so entwickelt. Der Textauszug zeigt exemplarisch (rot markiert), wie die Übergänge zum „t“ erfolgen können; je nach Position oft mit unterschiedlichen Versionen des gleichen Buchstabens. Mal einzeln oder mit Schleife verbunden bei “gut” oder einzeln geschrieben und mit waagerechtem Strich verbunden bei „hatten“ und „Wetter“. Die erwartete Verbindung ie-/au- (gelb/braun markiert) erfolgt getrennt. Das „s“ steht markant, alle Buchstaben stehen eng und wirken auf den ersten Blick verbunden, die Wortabstände sind deutlich.
Zwei Monteure füllen in meiner Anwesenheit einen Arbeitsbericht aus. Die beiden persönlichen Schriften sind im Schreibduktus deutlich unterschiedlich. Oben die leichte Rechtsneigung im Vergleich zur linksgeneigten Spurbewegung des Linkshänders. Beide Schriften sind gut lesbar und wurden zügig ausgeführt.
Die Druckverläufe sind konstant, mussten aber wegen des gelben Durchschlagpapiers mit erhöhtem Schreibdruck ausgeführt werden.
2 Schriften aus einem Arbeitsbericht
Die roten Markierungen zeigen typische Umformungen bei „u“ und „n“, die aber auch situativ im Schreibkontext angewendet und als „en“ verbunden werden. Blau markiert eine geläufige „ei“-Verbindung im Gegensatz zu „un“ (s.blaue Lupe). Die grüne Lupe zeigt bewegungsökonomische Veränderungen mit Toleranzbereichen bei „W“, „d“, „a“, „m“ und „D“.
„Du musst im Unterricht aufpassen, wenn du in Mathe auf einen grünen Zweig kommen willst!“, so der vollständige Lehrerkommentar unter einem Hefteintrag. Bei 24 Korrekturen kann man von einer flotten Handschrift ausgehen. Alle Buchstaben sind unverbunden, eng gesetzt mit großen Wortabständen, die Toleranzbereiche werden ausgenutzt.
Auffallend sind die offenen, schnell geschriebenen Ovale als „U,u“ (grün markiert) und die girlandenartig langgezogenen Bögen bei „m“ und „n“; das „t“ ist von unten mit Deckstrich und angedeutetem Querstrich gespurt, vergleichbar dem „f“ mit minimalem Bogenansatz als Unterscheidungsmerkmal.
Es muss nicht dieser Satz sein, aber die ganze Klasse den gleichen Satz bzw. Wörter schreiben zu lassen, gibt einen schnellen Überblick über die Schreibleistung. Ähnlich hat es die Redaktion von „20 Minuten“ in Zürich gemacht. Sie suchte 2014 in einem öffentlichen Schreibwettbewerb die schönste Handschrift. Alle Teilnehmenden mussten den gleichen Satz schreiben, ein sogenanntes Pangramm, einen Satz, der alle Buchstaben des Alphabets enthält. Gegen 265 Leserinnen und Leser setzte sich die nebenstehende Handschrift durch. Eine Schrift mit schwungvollen Großbuchstaben, wenigen Teilverbindungen und kursiven, druckschriftähnlichen Buchstaben.
Fazit:
Die routinierte Handschrift ist meist druckschriftähnlich und weist nur noch rudimentäre Merkmale einer gelernten und verbundenen Handschrift auf. Die Buchstaben sind kursiv und werden meist bewegungsökonomisch teilverbunden geschrieben. Luftsprünge zum nächsten Buchstaben ermöglichen dynamische Schriftzüge, die bewegungsökonomisch und automatisiert ausgeführt werden.