HandSchriftERFOLG – 2. Gross- und Kleinbuchstaben

Groß- und Kleinbuchstaben bewegungsökonomisch schreiben

Toleranzbereiche fördern die Schreibmotorik

Aus schreibmotorisch-kinematischer Sicht behindern einerseits die senkrechten Druckbuchstaben und andererseits die grün markierten Kontaktpunkte das schnelle Schreiben und die Automatisierung der Schreibbewegungen. Sie müssen beim Schreiben genau getroffen werden. „Die Formtreue muss nicht absolut eingehalten werden. Die Buchstabenformen gelten als Richtformen“, heißt es im Kommentar zum LP Plus Bayern. Bei Schreibschriften werden solche Kontaktstellen bei vielen Buchstaben vermieden, indem die Ansatzlinien überdeckt und Lücken zwischen senkrechten und waagerechten Linien gelassen werden.

Am Beispiel des Buchstaben B ist zu sehen, dass die verschiedenen verbundenen Schriften das Problem der Kontaktstellen recht unterschiedlich und nicht konsequent lösen, am wenigsten die Basischrift.

Lateinische
Ausgangsschrift (LA)

Schul-
Ausgangsschrift (SAS)

Vereinfachte
Ausgangsschrift (VA)

Grundschrift

Schweizer
Basisschrift

Geübte Schreiber lösen das Problem, indem sie diese Kontaktstellen umgehen. Die Schreibspur beginnt vor und endet nach einer Berührungsstelle. Zwischen den Strichen bleiben kleine Lücken. Dies ist schreibmotorisch und kinematisch entscheidend für schnelles Schreiben und die Automatisierung der Schreibbewegung. Diese Toleranzbereiche ermöglichen später eine individuelle Handschrift. Eine bewegungsökonomisch optimierte Form des „B“ müsste so aussehen wie abgebildet.

Der Buchstabe „T“ sieht auf den ersten Blick einfach aus: ein senkrechter und ein waagerechter Strich. Beim Schreiben muss der Anfangspunkt des waagerechten Striches so gewählt werden, dass er waagerecht auf die Spitze des senkrechten T-Striches trifft. Für Rechtshänder ist dies schwierig, da sie den Berührungspunkt mit der Schreibhand verdecken. Schließlich muss die Bewegung so enden, dass der senkrechte Strich den waagerechten Strich halbiert. Mögliche Toleranzbereiche für das „T“ wie abgebildet.

Kleinbuchstaben bewegungsökonomisch schreiben und Kontaktstellen verringern

Die senkrechten Buchstaben behindern schnelles Schreiben.  Eine Schwierigkeit auch hier, die Kontaktstellen, insbesondere bei a – b – d – g – k – p – qu, müssen getroffen werden. Nach dem Links- bzw. Rechtsschwung bei „a, b“ erfolgt ein Luftsprung und der senkrechte Strich nach unten wird über die Berührungspunkte geführt.

Günstig für die Bewegung wäre es jedoch, wenn bei „a“ der Linksschwung nicht stoppt, sondern weiter nach oben mit Toleranzbereich an der Kontaktstelle und dann mit kurzem Dreckstrich nach unten verlaufen würde. Vergleichbar bei „b“, beginnend mit Schrägstrich und Rechtsbogen mit kurzem Deckstrich.

Der geänderte Bewegungsablauf beim kursiven „K“ – Ab- und Aufwärtsbewegung in einem Zug – ermöglicht Toleranzbereiche in der Winkelstellung (s. grüner Bogen) und beim Ansetzen des Schrägstriches.

Das exakte Anfahren eines Kontaktpunktes ohne Toleranzbereiche erfordert große Aufmerksamkeit und Anstrengung: Man muss mehrmals beschleunigen und wieder abbremsen. Leichte Überlappungen oder auch kleine Lücken fördern dagegen den Schwung der Bewegung.

Urs Wehrli, ein bekanntes Schweizer Multitalent, hat eine geniale Idee mit einem originellen Blick auf Kunstwerke entwickelt. Er sieht eine gewisse Unordnung in den Bildern und räumt sie nach bestimmten Ordnungskriterien buchstäblich auf.
Sebastians Männchen zum Beispiel nach Spuren oder Formen, die mit Buchstaben zu tun haben.

Sebastian zum Beispiel, 1. Klasse Grundschule, macht das ganz spielerisch. Er malt sein Männchen und zeichnet dabei unbewusst die Füße als kleines “b”, einen Kleinbuchstaben mit Oval im Bewegungsablauf. Dann unterschreibt er mit seinem Namen in Großbuchstaben. Zu diesem Zeitpunkt des Schreiblernprozesses hat der Junge in der Schule noch keine Kleinbuchstaben gelernt.

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